Gruß zum gesegneten Opferfest

Hallo und Salam Alaikum liebe Leserinnen und Leser, liebe Muslimas und Muslime, und liebe Freundinnen und Freunde,

Euch allen wünsche ich am heutigen Tage

Ein gesegnetes Opferfest,

Eid Mubarak,

Bayraminiz mübarek olsun.

Ein soziales Miteinander, Einstehen füreinander in der Gesellschaft, egal ob MuslimA oder nicht, und Gottvertrauen sind Werte, die bei diesem Fest besonders im Mittelpunkt stehen.

Heute denke ich an meine Freundin, die zurzeit mit ihrem Vater auf Hajj in Mekka ist.

Möge der heutige Tag, der durch den Propheten Abraham als Zeichen seiner Gottestreue zum Fundament der großen Weltreligionen geworden ist, für alle ein besonderer Tag, insbesondere einer der Gemeinsamkeiten (und nicht Differenzen!), werden. 🙂

LG und Salam

Hannibal-Nur 🙂

 

P.S. Grußbotschaft des Liberal-Islamischen Bundes e.V. zum Opferfest:

http://www.lib-ev.de/index.php?c=2

Eröffnung des Sufi-Zentrum Köln am 27.10.12

Hallo und Salam Alaikum,

ich möchte darauf aufmerksam machen, dass am 27. Oktober, also kommenden Samstag, in Köln das neue Sufi-Zentrum Rabbaniyya eröffnet wird:

 

»Komm – wer immer Du bist«

„Nach diesem Motto Mevlana Rumis laden wir Sie herzlich ein, mit uns die Eröffnung des Sufi Zentrum Rabbaniyya in Köln zu feiern.

Lassen Sie sich in eine Welt aus 1001 Nacht, mit Drehenden Derwischen, Sufi Musik, orientalischer Gastfreundlichkeit und Weisheit entführen.

Der ehrenwerte Sufi Meister Sheikh Esref Efendi wird eine spirituelle Ansprache halten.“

Programm:

– Derwisch Drehen
– Sufimusik mit dem Sufi-Ensemble Rabbaniyya
– Sufi-Meditation | Dhikr-Andacht
– spirituelle Ansprache mit Sheikh Eşref Efendi
– orientalische Köstlichkeiten
– Eintritt frei
im Sufi-Zentrum Köln
Hansaplatz 6 (am Turm im Park) | 50670 Köln-Zentrum
info@sufi-zentrum-berlin.de
Telefon: 030 – 612 04 844

LG und Salam
Hannibal-Nur 🙂

Die Sufibotschaft bringt kein neues Gesetz…

“Die Sufibotschaft bringt kein neues Gesetz, sie erweckt in der Menschheit den Geist der Brüderlichkeit, welche einhergeht mit der Toleranz eines jeden gegenüber der Religion der anderen und mit der allseitigen Bereitschaft, die Fehler des anderen zu vergeben.

Sie lehrt Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme, damit ein Leben in Harmonie geschaffen und erhalten werden kann, sie lehrt auch, zu dienen und sich wahrhaftig nützlich zu machen.

Dann wird unser Leben auf der Erde Früchte bringen und uns in unserer Seele zutiefst befriedigen”

Hazrat Inayat Khan

♥ Jummah Mubarak ♥

Hallo und Salam Alaikum, ich wünsche all meinen Leserinnen und Lesern einen gesegneten Freitag.

Ohne um den heißen Brei herumzureden möchte ich heute zum Thema Lästerei und üble Nachrede ein paar Worte an Sie/ Euch richten.

Es gibt einen schönen Qur’anvers, der genau das angibt, was das Verbot angeht, über Dritte, sei es in deren An- oder Abwesenheit, zu lästern oder üble Nachrede zu begehen:

„… Und führt nicht üble Nachrede übereinander. Möchte denn einer von euch das Fleisch seines Bruders, wenn er tot ist, essen? Es wäre euch doch zuwider.“ (Qur’an 49:12)

 

Klingt brachial? Meines Erachtens drückt es genau das aus, was es seinem Leser zu vermitteln versucht.

Leider ist Lästerei und üble Nachrede heutzutage weit unter den Muslimen verbreitet. Warum sage ich das? Ich stecke mitten drin, und kann mitreden. Oftmals rechtfertigen sich die Personen damit, dass sie nur das Beste für die Religion wollen, und dass durch das Lenken der Aufmerksamkeit auf Dritte warnen wollen. Dies ist jedoch falsch, und eine persönliche Haltung des eigenen Nafs.

Der Prophet (Friede sei mit ihm) sagte einmal: „Wisst Ihr, was üble Nachrede ist? Wenn jemand etwas über einen seiner Glaubensgeschwister sagt, dass ihm nicht gefallen würde.“ (Abu Dawud).

Es schadet einander, der muslimischen Gemeinschaft, aber auch der Gesellschaft ganz allgemein, wenn man Schlechtes breittritt. Wie so oft endet es damit, dass sich obiges wie im Lauffeuer verbreitet, es viel Gerede, negative Gedanken, Vermutungen und Lügen gibt.

Was wichtig ist, dass man, insbesondere spreche ich da uns muslimische Geschwister an, statt Lästerei und übler Nachrede seinen Nächsten im Glauben schützt, selbst wenn man denkt, dass der andere im Unrecht sein könnte. Fehler sollten in der Öffentlichkeit nicht breitgetreten, sondern im Privaten geklärt werden.

 

Denn wer von uns ist fehlerfrei?

Habe ich mit mir selbst abgerechnet?

Vielleicht eine Frage, die man sich am Ende des Tages stellen sollte.

Einen Moment einhalten, Revue passieren lassen und Bilanz ziehen.

In diesem Sinne dennoch einen wunderschönen und gesegneten Freitag und ein noch schöneres und ruhiges Wochenende, inshaAllah.

LG und Salam Alaikum

Hannibal-Nur 🙂

Bald ist Opferfest

Hallo und Salam Alaikum,

in knapp über einer Woche ist Eid al-Adha, das Opferfest der Muslime.

Mit dem Opferfest, das neben dem Fest zum Ende des Monats Ramadan, das bedeutendste Fest der islamischen Welt ist, erinnern sich alle Muslime an die Bereitschaft des Propheten Ibrahim (Abraham) seinen eigenen Sohn Ismael für Allah zu opfern.

 

Soziales Miteinander, Einstehen füreinander in der Gesellschaft und Gottvertrauen sind Werte, die bei diesem Fest besonders im Mittelpunkt stehen.

Wissen über das Opferfest und die parallel verlaufende Pilgerfahrt nach Mekka mag eine Brücke im gegenseitigen Verständnis der abrahamitischen Religionen sein und Juden, Christen und Muslime an gemeinsame Werte und gemeinsame Propheten erinnern.

Diejenigen, die eine Kurbanspende machen möchten und nicht unbedingt ein Schaf schlachten (lassen) können oder wollen, sollten anderweitige Möglichkeiten der Hilfe für Bedürftige in Betracht ziehen, sei es persönlich zu helfen, zu spenden oder über die Moscheen, Gemeinden oder Hilfsorganisation einen Beitrag leisten.

Wer etwas übrig hat, der möge bitte geben. Möge Gott Deine Spende annehmen und diese auch von Nutzen sein. Amin.

“Weder Ihr Fleisch noch Ihr Blut erreicht Allah, jedoch erreicht Ihn eure Frömmigkeit“ (Qur’an 22:37)

LG und Salam

Hannibal-Nur

Aleviten – Teil 5: Alevitisches Wertesystem

Hallo und Salam Alaikum,

hier ist nun der fünfte und letzte Teil der Kurzinformation über das Alevitentum und beinhaltet das Alevitische Wertesystem:

Es besteht aus den „vier Toren und vierzig Regeln/Stufen“ (Dört Kapı Kırk Makam).

Das erste Tor ist şeriat,
Das zweite Tor ist der mystische Weg (tarikat),
Das dritte Tor ist das Tor der Erkenntnis (marifet),
Das vierte Tor ist die Wahrheit (hakikat).

Aleviten glauben, durch das alevitische Wertesystem der “Vier Tore Vierzig Regeln“ zu reifen und den Weg zur Vervollkommnung zu finden. Die batini Ausrichtung der Aleviten, die Schriften und Glaubensaussagen mit ihren verborgenen (batini) Deutungen zu übernehmen, findet man überwiegend im Wertesystem „Vier Tore, Vierzig Stufen“.

Diese Stufen bzw. Regeln des Alevitentums sind teilweise religiöse und teilweise ethische Vorschriften, die zu wechselseitigem Respekt und Liebe anhalten und ein gutes Zusammenleben der Gemeinschaft in Einvernehmen ermöglichen. Ein wesentlicher Teil dieser Regeln (makam) im Alevitentum ist der Bestandsteil allgemeingültiger Tugenden, die in der Erziehung und Bildung als Richtziele vorgeschrieben sind:

zum Beispiel das Lernen, die Fürsorge für andere zeigen, die Natur lieben und schützen, Gutes wollen und tun, das eigene Ego beherrschen und bekämpfen, nicht hinterhältig und nachtragend sein, gerecht sein, ehrliches und rechtmäßiges Verhalten zeigen, Ehrfurcht und Achtung haben, ein harmonisches (konfliktfreies) Leben in der Gemeinschaft anstreben, geduldig sein, bescheiden sein, freigebig sein, alle Menschen als gleich betrachten, die Wahrheit frei aussprechen.

Um dieses System zu erläutern, kann z. B. die Öllampe als Analogie vorgestellt werden. Die Öllampe als Nutzware kann äußerlich betrachtet und wahrgenommen werden (äußerliche Ordnung). Ohne ihr Licht kann die Bedeutung einer Lampe aber nicht verstanden werden. Allein das Licht als wichtige Funktion wahrzunehmen, reicht jedoch nicht aus, sondern man muss die Funktionalität der Öllampe physikalisch begreifen. Man muss verstehen können, dass das Licht durch das Brennen des Öls entsteht. Das Öl kann aber ohne Docht nicht brennen. Um diese Kenntnis zu erlangen, benutzen wir unsere Augen, unser Vorwissen und unseren Verstand (Erkenntnis). Das Licht als die Erscheinung des Geheimnisses des Öls ist das Ergebnis, das am Ende eines Prozesses zustande kommt, in dem das Ziel mittels der Materie ausschließlich durch den Verstand erreicht wird (Wahrheit).

Ein vergleichbarer und noch komplexerer Denk- und Wahrnehmungsablauf ist nötig, um den Prozess der Vervollkommnung zu verstehen. Dabei nutzen Menschen ihren ganzen Körper, ihren Verstand, ihr Gedächtnis, ihre Gefühle und ihren Geist.

-> Bei Interesse hier bitte weiterlesen: http://alevi.com/de/wp-content/uploads/2011/10/Alevitisches-Wertesystem_Ismail-Kaplan1.pdf

LG und Salam

Hannibal-Nur 🙂

P.S. Bis vor kurzem wusste ich kaum etwas über das Alevitentum, aber es hat mich bereichert mehr darüber zu erfahren, somit hoffe ich, dass diese kurzen Beiträge auch Ihnen ein wenig mehr über das Alevitentum beigebracht haben als Sie bisher wussten. Was den Glauben an Gott angeht, so kann man Ähnlichkeiten feststellen. Die Praxis ist, wie auch in anderen Religionen, sehr vielfältig, und nicht jeder Alevit ist wie der nächste Alevit. Unterschiede sollten uns bereichern, denn nur dadurch können wir unseren Horizont erweitern und ein friedvolles Miteinander pflegen.

Aleviten – Teil 4: Glaubensgrundsätze der Aleviten

Hallo und Salam Alaikum,

die Glaubensgrundsätze der Aleviten beinhalten folgende Punkte:

1. Quellen der alevitischen Lehre.

Glaubensbekenntnis: Die Einheit Gottes, die den Menschen in den drei Gestalten Hak, Muhammet und Ali offenbart ist:

a) Glauben an Gott: Es gibt einen Gott: Aleviten glauben nur an einen Gott. Sie bezeichnen Gott als Tanrı, Allah, Hu, Hak, Hüda, Şah, Ulu oder Gerçek/Wahrheit. Gott ist überall zu fühlen und zu sehen. Göttlichkeit ist überall vorhanden. Der große Mystiker Yunus Emre formulierte diesen
Glauben folgendermaßen: „Wohin ich schaue, sehe ich Gott. Die Göttlichkeit existiert in allem, weil alles von Gott kommt“. Im Buch Buyruk steht dazu unter ‚Liebe Gottes’: „Gott erscheint den Gläubigen unter sieben verschiedenen Gesichtern.“ Hier wird der Glaube ausgedrückt, dass Gott
in großer Vielfalt allgegenwärtig existent ist.

b) Glauben an Muhammet als den Propheten Gottes: Gott vermittelte den Menschen die Gottesbotschaft. Das Buch Buyruk formuliert den Empfang der Gottesbotschaft an Muhammet wie folgt: Muhammet erreichte die höchste Stufe des Himmels. Dort begegnete er seinem Freund. Bei dieser Begegnung wurden 90.000 Worte ausgesprochen. 30.000 dieser Worte wurden Muhammet offenbart und sie bilden Recht und Ordnung. Die übrigen 60 000 Worte wurden Ali als Geheimlehre offenbart.“

c) Glauben an Ali als den Auserwählten Gottes. Ali ist sein Auserwählter, sein Heiliger. Er lebte heilig und zeigte den Menschen den Weg zu Gott. Aleviten glauben, wie oben erwähnt, dass Ali Träger der Gottesbotschaft war und diese auch verkörperte. Die oben erwähnte Geheimlehre (sır) wurde von ihm weiterverarbeitet, dass er dadurch zu seiner menschlichen Vollkommenheit und Vorbildlichkeit kam.

d) Glauben an die Einheit von Hak-Muhammet-Ali. Sie werden zusammen an- und ausgesprochen und in gleicher Weise angebetet. Nach Auffassung der Aleviten gehören Muhammet und Ali zum Licht Gottes, das unser Universum seit seiner Schöpfung erhellt. Aleviten glauben, dass
dieses Licht uns alle schützt, uns allen notwendiges Wissen vermittelt und uns dessen bewusst werden lässt.

2. Der Glaube an die heilige Kraft (kutsal güç) im Menschen.

3. Der Glaube an den Weg zur Vervollkommnung der Menschen (insan-i kamil olmak) bis zum Einswerden mit der Wahrheit.

4. Der Glaube an die Unsterblichkeitder Seele (canın ölmezliği).

-> Auszüge aus Ismail Kaplans Artikel „Glaubensgrundsätze der Aleviten“:

Klicke, um auf Glaubensgrunds%C3%A4tze-der-Aleviten_Ismail-Kaplan.pdf zuzugreifen

LG und Salam

Hannibal-Nur 🙂

P.S. Aleviten – Teil 5: Alevitisches Wertesystem folgt.

Aleviten – Teil 3: Quellen der alevitischen Lehre

Hallo und Salam Alaikum,

aus was schöpfen die Aleviten ihre Informationen, ihr Wertesystem, ihre Aufgaben, Rechten und Pflichten?

„Das wichtigste Buch zum Lesen ist der Mensch selbst.“ (Hacı Bektaş Veli (1209-1295))

Auch im folgenden Artikel hat Ismail Kaplan sehr anschaulich zusammengefasst, was die alevitischen Lehren beinhalten:

a) Das Gotteswort als Grundlage des Glaubens und als Wegweisung
b) Schriftliche Quellen (Buyruk, Nech`ül Belaga, Velayetname, und Makalat)

Aleviten glauben an Gott (Hak) und Gottes Wort (Hak kelamı/ Gerçek). Dabei wird der Ausdruck ‚Gottes Wort’ als ein sehr viel umfassenderer Begriff gebraucht, als es im allgemeinen Sprachgebrauch üblich ist. Er beschränkt sich nicht auf ‚Heilige Texte’. So wie die ‚Heilige Kraft’ universell ist und in allem Lebenden und besonders in der Seele des Menschen anteilig vorhanden ist und wirkt, so umfasst nach alevitischer Vorstellung auch der Begriff ‚Gottes Wort’ über den Umfang der Heiligen Texte hinaus alles, was Menschen im Laufe der Zeit an Wissen und Erkenntnis erreicht und angesammelt haben. Neugier und Entdeckerfreude, der Drang zu immer neuem Erforschen und Entdecken wie das Sammeln von Wissen in allen Wissensbereichen, all dies sind Eigenschaften, die Gott den Menschen eingepflanzt hat – sie sind ‚von Gott’. So wie das unendliche Meer von Erkenntnis und Wissen uneingrenzbar und geradezu unendlich ist, so sind Gott und das ‚Wort Gottes’ noch unendlicher und uneingrenzbarer, von dem menschlichen Verstand nicht endgültig zu erfassen oder gar zu begreifen. Alles durch die Jahrtausende zusammengetragene und gespeicherte menschliche Wissen ist zwar Teil, aber doch nur ein winziger Bruchteil des uneingrenzbaren ‚Wortes Gottes’.

Auch die ‚Heiligen Bücher’ werden als ein Bruchteil dieser Unendlichkeit angesehen, der dem menschlichen Geist von Gott zugänglich gemacht worden ist, der aber immer noch und immer wieder unauslotbare Tiefen des Verstehens bietet. Aus dieser Überzeugung heraus akzeptieren Aleviten alle heilige Bücher und ehren sie mit dem Spruch: „Alle vier Bücher (Psalmen, Thora, Bibel und Koran) sind Gotteswort.

“ Und der Heilige Ali soll gesagt haben: „Der Schöpfergott hat seine Geheimnisse in vier Büchern offenbart.“

Es gibt unter Aleviten die Vorstellung eines bei Gott ursprünglichen „Urgroßbuch“ (kitab-ı kebir), das alles Wissen und alle Erkenntnis umfasst. Die den Menschen bekannten Heiligen Texte machen nur einen Teil dieses Wissens aus, sie sind alle gleichsam Teile jenes „Großen Buches“. Die Annahme bzw. der Glaube, dass ein heiliges Buch wie z. B. der Koran das gesamte Gotteswort beinhalten soll, widerspricht der anderen
Glaubensüberzeugung, dass Gott unendlich groß ist und sein Wort deshalb nicht in einem begrenzten Buch eingeschlossen sein kann. Aus diesem Grund sind Aleviten davon überzeugt, dass bisher nur ein Teil des Gotteswortes empfangen bzw. offenbart worden ist.

Aleviten unterstützen wissenschaftliche Aktivitäten auch deshalb, weil wissenschaftliche Arbeit – ob nun im naturwissenschaftlichen oder geisteswissenschaftlichen Bereich – einen Teil des Gottesgeheimnisses lüften kann. Sie wünschen, dass die wissenschaftlichen Forschungen und die sich daraus ergebenden Errungenschaften den Menschen und der Natur dienen. Dabei stellt die Ambivalenz wissenschaftlicher Erkenntnis und daraus resultierender technischer Entwicklungen immer wieder ein Problem dar, mit dem sich auch alevitische Theologie auseinandersetzen muss. Dabei sollte das Instrument einer Technikfolgenabschätzung greifen zur Beantwortung der Frage, wie ‚naturverträglich’ neue Entwicklungen auf Dauer sind. Wo technische Errungenschaften und ihre ‚Nebenwirkungen’ mehr Schaden als Nutzen für Menschen und Natur bringen, sehen Aleviten dies als Verstoß und Ungerechtigkeit gegen die Schöpfung, d.h. gegen Gottes Willen, und versuchen, dagegen anzugehen.

Die alevitischen Glaubensaussagen und der Glaubensvollzug werden nach den Kenntnissen und Praktiken beschrieben, die in unsere Zeit teils schriftlich, teils mündlich überliefert wurden und auch heute in den alevitischen Siedlungsgebieten in der Türkei und in Europa gelten. Dabei dienen vornehmlich Aussagen, die auch mit den schriftlichen Quellen übereinstimmen, als Maßstab.

Aleviten glauben daran, dass Gott dem Heiligen Muhammet den Koran offenbarte, aber sie sind auch gleichzeitig davon überzeugt, dass der Koran nicht mit dem ursprünglichen Inhalt bewahrt wurde. Aleviten glauben, dass der heilige Koran in seiner authentischen Fassung bei Ali bewahrt ist. Die heute von den sunnitischen und schiitischen Muslimen verwendete Fassung des Korans wurde vom 3. Kalifen Othman redigiert und wird
deshalb von Aleviten nicht als authentisch angesehen. Die Gültigkeit dieser heute vorliegenden Fassung ist nach alevitischem Verständnis deshalb nur insoweit anzuerkennen, als andere alevitische Quellen, insbesondere „Das Gebot“ Buyruk, darauf Bezug nehmen. Nach Ansicht der Aleviten besitzt der Koran, wie andere heiligen Schriften auch, neben einer äußeren (zahir) auch eine verborgene Bedeutung (batini). Infolgedessen übernehmen die Aleviten die verborgenen Bedeutungen von koranischen Versen, wie sie dem Heiligen Ali und später den weiteren Imamen anvertraut worden sind.

Nach alevitischem Glauben wird der ursprüngliche Koran nur beim Heiligen Ali als dem veli Gottes und dem engsten Begleiter von Muhammet aufbewahrt. Ali repräsentierte in all seinen Reden und Handeln in vollkommener Weise den Willen Gottes. Sein Leben und Tun waren für die Entwicklung und Entstehung des alevitischen Glaubens eine entscheidend wichtige Grundlage. Dabei geht man nicht von Ali als dem vierten Kalifen und nicht nur von der geschichtlichen Person aus, sondern vom Ali des Glaubens, von einer Gestalt, wie sie im Laufe der Jahrhunderte von Generation zu Generation unter den Aleviten überliefert wurde. Nach dieser Vorstellung besaßen Muhammet und Ali das gesamte Wissen, das die Menschheit über die Wahrheit und über den Weg zur Wahrheit erhielt.

Als schriftliche Quellen der Aleviten können insbesondere folgende Werke genannt werden: Buyruk (Das Gebot, Buch über Glaubensvollzug der Aleviten), Nech`ül Belaga (Sprüche des Heiligen Ali), Gedichte von den sogenannten sieben „Großen Dichtern“ (türk. Seyyid Nesimi, Fuzuli, Hatayi, Pir Sultan Abdal, Kul Himmet, Yemini, Virani), Velayetname (Erzählungen über das Leben und Wirken von Hacı Bektaş Veli) und Makalat (Gedankengut von Hacı Bektaş Veli zum alevitischen Wertesystem). Aleviten verehren viele weitere Persönlichkeiten und nehmen ihre Werke als Quelle für ihren Glauben an; z. B. Hallac-ı Mansur (10. Jh.), Yunus Emre (13. Jh.), Balım Sultan (16. Jh.), Hilmi Baba (19. Jh.), Aşık Veysel (20. Jh.) usw.

Angesichts der hohen Anzahl von analphabetischen Aleviten wurden die wesentlichen Glaubensaussagen vor allem durch die Geistlichen (dedeler) mündlich überliefert. Die Aussagen z. B. über das Verhältnis Gottes zum Menschen, über die Wahrheit und über den Weg zur Wahrheit sowie über die Einstellung der Aleviten zur Gegenwart und zur Zukunft, müssen daher zum Teil aus den religiösen Gesängen und Gedichten gezogen
werden, wenn es darum geht, Ansätze zu einer alevitischen Systematik zu schaffen.

-> Quelle: http://alevi.com/de/wp-content/uploads/2011/10/Quellen-der-alevitischen-Lehre_Ismail-Kaplan.pdf

LG und Salam

Hannibal-Nur 🙂

P.S. Aleviten – Teil 4: Glaubensgrundsätze der Aleviten folgt.

Aleviten – Teil 2: Identitätsfindung

Hallo und Salam Alaikum,

Zur Identitätsfindung im Alevitentum bedarf es folgender Elemente:

1. Kriterien zur Bestimmung der alevitischen Identität
2. Selbstverständnis und Selbstbeschreibung der Aleviten.

Im Artikel von Ismail Kaplan, dem Bildungsbeauftragten der AABF, werden folgende Punkte angesprochen:

a) Die alevitische Identität und ihre Faktoren
b) Selbstverständnis und Selbstbeschreibung der Aleviten
c)  Vertreter eines eigenständigen und selbstbewussten Alevitentum
d) Aleviten, die sich als „wahre“ Alevi-Muslime ansehen im Spagat zwischen Islam und Alevitentum
e) Aleviten, die weiterhin unter sich und isoliert bleiben wollen
f) Gemeinsamkeiten und Differenzierungen der alevitischen Gruppen

-> http://alevi.com/de/wp-content/uploads/2011/10/Identit%C3%A4tsfindung-im-Alevitentum_Ismail-Kaplan2.pdf

LG und Salam

Hannibal-Nur 🙂

 

P.S. Aleviten – Teil 3: Quellen der Alevitischen Lehre folgt…