Wenn ich zu diesem Thema auf Google recherchiere, stoße ich auf keine akademischen, wissenschaftlichen, islamologischen oder islamisch-theologischen Inhalte oder Quellen. Stattdessen begrüßt mich von Seite 1 an Wikipedia und die einschlägigen Seiten, die dem Islam und den Muslimen von vornherein Abneigung und Ablehnung zeigen.
Was überhaupt ist dieses „Abrogationsprinzip“ und wofür ist es gut (oder auch nicht)? Nicht selten höre oder lese ich Fragen wie: welche Passagen im Koran haben Geltung und welche nicht?
Ich lese, dass es islamische Gelehrte und Theologen gibt – nicht seit jüngster Zeit, sondern seit der Entstehung des Islams – sich mit diesem „Abrogationsprinzip“ halfen, indem sie frühere Verse durch später entstandene Passagen des Korans für ungültig erklär(t)en.
Spontan würde ich sagen, dass das rein islamologisch nicht möglich ist, denn man kann dem Koran weder etwas wegnehmen noch ihm etwas dazu dichten. Was drin steht, bleibt auch drin.
Es gibt einen Vers, der zur Bekräftigung dieses so genannten Abrogationsprinzips genommen wird. Diesen habe ich mir durchgelesen und recherchiert, was Gelehrte in ihren Erläuterungen zu diesem Vers sagen:
Der Koranvers (16:101): „Und wenn Wir ein Zeichen anstelle eines (anderen) Zeichens eintauschen – und Gott weiß besser, was Er herabsenket -, sagen sie: >>(Das) erdichtest du nur.<<„
Der Koran weist den Einwand zurück, Zweifel an der Echtheit anderer Verlautbarungen zu haben (wie beispielsweise die Aussage in 18:27 „Und verlies, was dir vom Buch deines Herrn offenbart worden ist. Niemand wird Seine Worte abändern können.“), indem er auf das bessere Wissen Gottes um Seine eigene Offenbarung (vgl. 87:7) und auf Seine freie Verfügung über die Offenbarung hinweist (vgl. 17:86). Außerdem zielt die Aufhebung bestimmter Verse darauf, sie durch ähnliche oder bessere zu ersetzen:
(2:106) „Was Wir an Versen aufheben oder in Vergessenheit geraten lassen – Wir bringen bessere oder gleichwertige dafür. Weißt du denn nicht, dass Gott zu allem die Macht hat?“
Selbst der Prophet Muhammad saw besaß keine Vollmacht von Gott zur Abänderung dessen, was ihm von Gott selbst zur Verkündung mitgeteilt wurde:
(10:15) „Wenn ihnen unsere Zeichen als deutliche Beweise verlesen werden, sagen diejenigen, die nicht erwarten, Uns zu begegnen: >>Bring einen anderen Koran als diesen, oder ändere ihn ab. << Sprich: Es steht mir nicht zu, ihn von mir aus abzuändern. Ich folge nur dem, was mir offenbart wird.“
Das Fazit ist, dass das sogenannte „Abrogationsprinzip“ keine theologisch festen Stand und unter keinen Umständen angewendet werden darf. Es ist eine Erfindung des Menschen, der den Koran für sich abändern und an Gottes Wort basteln möchte. Es entbehrt jeder islamologischen Grundlage.